Mailing Juni 2020

Sehr geehrte Unterstützer*innen, liebe Freund*innen,

#blacklivesmatter – Solidarisierung weltweit
Die starke Solidarisierung mit von Rassismus Betroffenen ist in den letzten Tagen deutlich zu spüren. Auf den sozialen Medien und im Rahmen von Demonstrationen zeigen viele Menschen ihre Bereitschaft, sich zu engagieren und sich für die Gleichbehandlung Aller stark zu machen.
Was besonders deutlich wird – struktureller Rassismus ist und bleibt kein rein US-amerikanisches Problem. Auch in Deutschland ist Rassismus allgegenwärtig. Er begegnet uns in den Schilderungen unserer Klient*innen und in der Kommunikation mit dem Außen, was nicht selten einen schlechteren Zugang zu Versorgung und Partizipation zur Folge hat. Auch im Team beschäftigen wir uns mit den damit zusammenhängenden Machtstrukturen und versuchen, diese zu reflektieren.
Es ist uns wichtig, im PSZ Raum zu schaffen, zuzuhören und diejenigen zu Wort kommen zu lassen, die Rassismus selbst erleben müssen. Deshalb möchten wir die Perspektive des US-amerikanischen Schriftstellers James Baldwin zu den psychologischen Mechanismen von strukturellem Rassismus mit Ihnen teilen:
„I imagine one of the reasons people cling to their hates so stubbornly is because they sense, once hate is gone, they will be forced to deal with pain.
What is ghastly and really almost hopeless in our racial situation now is that the crimes we have committed are so great and so unspeakable that the acceptance of this knowledge would lead, literally, to madness. The human being, then, in order to protect himself, closes his eyes, compulsively repeats his crimes, and enters a spiritual darkness which no one can describe.“
(Übersetzung: „Ich stelle mir einen der Gründe vor, warum Menschen so hartnäckig an ihrem Hass festhalten, weil sie spüren, dass sie gezwungen sein werden, mit Schmerzen umzugehen, wenn der Hass weg ist.
Was in unserer rassistischen Situation jetzt schrecklich und wirklich fast hoffnungslos ist, ist, dass die Verbrechen, die wir begangen haben, so groß und unaussprechlich sind, dass die Akzeptanz dieses Wissens buchstäblich zum Wahnsinn führen würde. Der Mensch schließt also, um sich zu schützen, die Augen, wiederholt zwanghaft seine Verbrechen und betritt eine geistige Dunkelheit, die niemand beschreiben kann.“)

Corona: Gefährdung für Bewohner*innen in Gemeinschaftsunterkünften
Oder: Wie sieht der PSZ Alltag in Corona Zeiten aktuell aus?
Das Leben kehrt ins PSZ zurück – so fühlt es sich jedenfalls an! Auch wenn wir tatsächlich noch viele Vorsichtsmaßnahmen aufrechterhalten und Klient*innen zuerst Desinfektionsmittel und Masken und erst als zweites Wasser und Kaffee anbieten können, wenn der Wartebereich freigehalten werden muss, der sonst gerne von wartenden Kindern zum Spielen genutzt wird, wenn Termine mit mehreren Personen nur im Gruppenraum stattfinden können statt in gewohnten Therapieräumen… Insbesondere für die Klient*innen, die in Gemeinschaftsunterkünften wohnen, ist das Abstand halten und der Infektionsschutz in der Unterkunft praktisch unmöglich – hier gilt es jedes Risiko, dass die Klient*innen sich bei Terminen im PSZ anstecken könnten, so gering wie möglich zu halten.
Letztlich zeigen die Einzelfall-Entscheidungen verschiedener Gerichte, dass ausreichender Infektionsschutz in der aktuellen Praxis der Gemeinschaftsunterbringung nicht möglich ist – Gesundheitswissenschaftler*innen empfehlen als „coronaschutzkonforme“ Unterbringung möglichst Einzelunterbringung oder Kohorten in kleinen Wohneinheiten. Nur so kann effektiv eine rasche Ausbreitung nachhaltig vermieden werden und die Kontakte nachverfolgt werden. Der mangelnde Infektionsschutz lenkt den Fokus von Wissenschaft und Öffentlichkeit auf die Unterbringung in großen Sammelunterkünfte, die ja gerade in den letzten Jahren wieder politisch gewollt war und eingeführt wurde. In einem gemeinsamen Projekt engagieren sich die PSZs in NRW gemeinsam für eine bessere psychosoziale Versorgung der Bewohner*innen in den Landesunterkünften während der Pandemie. Nicht zuletzt die aktuelle Studie der BAfF zu psychosozialen Folgen des Lebens in Sammelunterkünften für Kinder und Jugendliche weist über das Infektionsrisiko hinaus auf die gravierenden Folgen für Gesundheit, Bildung und Integration hin. In unserer konkreten Arbeit mit den Menschen, die in Massenunterkünften leben, zeigt sich immer wieder mit welchen großen Risiken und Nachteilen diese Lebenssituation für die Geflüchteten einhergeht – hier gilt es, strukturelle Verbesserungen zu fordern (vgl. auch „Infektionsschutz für alle“).

Informationen zu unseren Veranstaltungen und Fortbildungen im Juli:
Während der Sommerferien waren und sind keine Veranstaltungen geplant, sodass wir auch nichts umplanen müssen. Wir hoffen, dass die Corona-Situation sich so weit beruhigt, dass im August schon erste Veranstaltungen wieder stattfinden können. Wir werden Sie dazu im nächsten Mailing informieren!

Wir wünschen Ihnen an dieser Stelle schöne Sommerferien und freuen uns sehr, wenn wir uns wieder mehr „live“ begegnen!

Besten Gruß aus dem PSZ