Mailing November 2020

Sehr geehrte Unterstützer*innen des PSZ, liebe Freund*innen,

gerne möchten wir Euch und Ihnen wieder berichten, was uns im PSZ in den letzten Wochen beschäftigt hat – aber angesichts unseres eigenen dringenden Unterstützungsbedarfs erlauben wir uns, vorab auf unseren Weihnachtspendenaufruf aufmerksam zu machen:

Weihnachtsaktion – Nähe spenden in Zeiten von Distanz
Ein Jahr neigt sich dem Ende zu. Ein Jahr der Distanz, in dem Abstand und Maske zum Schutz für ältere und kranke Menschen nötig wurden – und wir neue Formen für gesellschaftliche Nähe erst noch finden müssen.

Dabei waren unsere PSZ – Klient*innen besonders von dieser Distanz betroffen und doch weniger im Blick der gesellschaftlichen Solidarität: Psychisch belastet, mit noch geringen Deutschkenntnissen, in großen Gemeinschaftsunterkünften, wo Abstandhalten nicht möglich ist, von eingeschränktem Beratungsangebot betroffen, häufig durch Kurzarbeit und Kündigungen existentiell belastet, in großer Sorge um ihre Angehörigen in Herkunftsländern und auf Fluchtwegen – kurz: mit verschärften äußeren Belastungen, sozialen Problemlagen, Ausgrenzung und Aufenthaltsunsicherheiten.

Umso mehr konnten wir erleben, wie wichtig es war, die PSZ-Beratungs- und Therapieangebote kontinuierlich und mit allen Mitteln aufrecht zu erhalten.

„Bei Euch sehe ich sogar in den Augen, wenn Ihr hinter der Maske lächelt, das tut so gut, von solchen Augen statt von Blicken voller Skepsis und Angst begrüßt zu werden“, sagte beispielsweise ein Klient beim Betreten der Beratungsstelle.
„Ihr habt meine Moral gestärkt während der wochenlangen Quarantäne, durch Euch wusste ich: da gibt es Menschen im Außen, die sich kümmern, die mich nicht vergessen. Wenn mich die Panik überfiel, hat mich das beruhigt.“ berichtet ein weiterer Klient, der sich zu Beginn der Pandemie in seiner Gemeinschaftsunterkunft infiziert hatte.

Wir erleben in den Feedbacks der Klient*innen, wie sehr das PSZ ein sicherer Ort ist, wie hilfreich die Beratungsangebote für unsere Klient*innen und ihre Familien auch 2020 sein konnten.

Zum Ende dieses Jahres möchten wir Sie um eine Spende für unser Beratungszentrum bitten – um ein Stück dieser Distanz zu überwinden, um einen Ort der Solidarität zu erhalten, um Nähe mit vulnerablen Geflüchteten zu leben, um unsere Rolle als Fürsprecher für Rechte und Schutz vulnerabler Geflüchteter auch über 2020 hinaus wahrnehmen zu können!
Ihre Spende an uns als eine gemeinnützige Organisation ist steuerlich absetzbar. Geben Sie bei der Überweisung Ihre Adresse an und Sie erhalten eine Spendenquittung.

Psychosoziales Zentrum für Flüchtlinge Düsseldorf e. V.
KD-Bank eG
IBAN DE54 3506 0190 1011 7420 13

Stadt-Sparkasse Düsseldorf
IBAN DE86 3005 0110 1005 3366 39

Zum Ende des Jahres möchten wir Ihnen zwei Geschichten von Klient*innen erzählen, die uns Energie für unsere Arbeit in 2021 geben:
Die Geschichte eines Ehepaares:
Ich habe die beiden gefragt, was für sie Glück bedeutet. Sie antworteten fast zeitgleich: „Dass uns nichts auseinandergebracht hat.“ Das Ehepaar stammt aus Angola und ist vor mehr als acht Jahren nach Deutschland geflohen, sie haben ihre damals fünfjährige Tochter mitgenommen, die älteren Kinder mussten sie in der Heimat zurücklassen. Der Mann hat sich aus Sicht der Regierung politisch zu weit aus dem Fenster gehängt, die Dinge zu kritisch betrachtet. Er war kurzzeitig inhaftiert und erlebt in der Haft viel Gewalt. Nach seiner Entlassung entschlossen sich seine Frau und er zur Flucht. In Deutschland angekommen wurde bei der Frau, nennen wir sie Frau A., eine Krebserkrankung diagnostiziert. Das Ehepaar durchlief also das Asylverfahren mit extrem vielen Belastungen. Eines Tages standen sie beide im Flur des PSZ und wussten nicht mehr weiter. Wir hörten uns ihre Geschichte an und da Herr A. noch auf einen Termin bei Gericht wartete, konnten wir alles noch einmal in Ruhe mit ihm durchgehen.
Er erzählte vor Gericht seine Geschichte, ohne die Anwesenheit eines Rechtsanwaltes. Und das, was er berichtete, überzeugte den Richter und er und somit auch seine Familie erhielten Schutz.
Die Familie kommt weiterhin zu Paar- und Familiengesprächen im PSZ – sie wollen, dass das Glück bleibt und sie nichts mehr auseinanderbringen kann.

Die Geschichte einer Frau aus einem „sicheren Herkunftsland“:
Im Juni dieses Jahres lernten wir eine Frau kennen, die ohne ihre Familie aus Ghana über Libyen nach Deutschland gekommen war. Aufgrund der zahlreichen Gewalterfahrungen, die sie bereits erleben musste, zeigte sie eine hohe psychische Belastung und sie konnte direkt in die psychotherapeutische Versorgung unseres Zentrums aufgenommen werden.
Da Ghana zu den sogenannten sicheren Herkunftsländern gehört, war es aber sehr unsicher, ob wir ihr wirklich langfristig helfen können – vor allem bezogen auf ihren Aufenthaltstitel. Wir verfassten im Eiltempo eine psychologische Stellungnahme und vor einigen Tagen geschah das, was wir für fast unmöglich gehalten hätten: Sie erhielt aufgrund ihrer schweren Erkrankung ein Abschiebungsverbot und kann in Deutschland bleiben! Diese Momente motivieren uns zu unserer Arbeit und zaubern ein Lächeln in die Gesichter des gesamten Teams und natürlich auch der Klientin. Natürlich ist damit das, was sie erlebt hat, nicht verschwunden. Aber sie schafft es nun langsam, sich für die Vorstellung einer positiveren Zukunft zu öffnen: in ihrem Fall als Kindergärtnerin oder Busfahrerin!

Und natürlich hat uns auch Corona in den letzten Wochen vor weitere Herausforderungen gestellt:
Die Pandemie hatte im Oktober/November nun auch das PSZ Team erreicht, und wir hatten alle Hände voll damit zu tun, die eigenen Hygienekonzepte erneut zu überarbeiten, alle Fragen der Kolleg*innen in Quarantäne zu klären und den Betrieb des PSZ für unsere Klient*innen stets offen zu halten. Es bedeutete Mehraufwand auf allen Ebenen – unser interdisziplinäres Infektionsschutzteam hat nochmal (virtuell) seine Köpfe zusammengesteckt und Empfehlungen herausgegeben, wir haben unsere Kohorten in den zwei Zweigstellen strikt getrennt, die Personenanzahl pro Raum nochmals beschränkt und tragen bei interkollegialen Kontakten FFP2 Masken – um ein paar Beispiele zu nennen. Und die Situation hat sich aktuell beruhigt: Alle Kolleg*innen sind aus der Quarantäne wieder zurückgekehrt und diejenigen mit Symptomen sind wieder gesund und als “symptomfrei” erklärt worden. Übrigens waren die meisten Kontaktpersonen negativ getestet worden – unsere präventiven Maßnahmen haben also Wirkung gezeigt, was uns sehr erleichterte. Auch in Zukunft sollen sie dafür sorgen, dass wir unsere Klient*innen durchgehend versorgen können, selbst wenn es noch einmal einen Fall von Covid-19 geben sollte – denn die Maßnahmen schützen in hohem Maß vor Ansteckung.

Gleichzeitig sind unsere Klient*innen belastet – oftmals durch Wegfall von Tagestruktur und Arbeit, durch neu entflammte Bürgerkriege in der Heimat sowie Erkrankungen von Angehörigen in der Ferne. Vor allem aber berichten sie uns von ihrer Angst, bald könnten “überall die Türen zugehen” und sie könnten ohne Unterstützung dastehen. Um das zu verhindern, gehen wir aktuell mit unseren Klient*innen nochmal alle möglichen Alternativen durch (Telefon, Videotherapie) und haben nun auch sehr gut isolierende Therapiesitzkissen und sehr große, bunte Therapie-Regenschirme angeschafft. Mit einer Thermoskanne Tee und einer schönen Bank unter Bäumen in der nahen PSZ Umgebung lassen sich so auch unter widrigen Wetterbedingungen persönliche Termine und Beratungen im Notfall an der frischen Luft realisieren – und es ist tatsächlich gemütlicher als angenommen!

Informationen zu unseren Veranstaltungen und Fortbildungen:
Aufgrund der steigenden Fallzahlen und der verschärften Maßnahmen müssen die letzten geplanten Veranstaltungen im November und Anfang Dezember ausfallen.
Wir haben aber gute Neuigkeiten: Der Veranstaltungskalender für das Jahr 2021 ist online, Sie finden ihn auf unserer Webseite. Wir freuen uns, Sie nächstes Jahr in unseren Fortbildungen begrüßen zu dürfen!
Schauen Sie doch gerne mal vorbei: Fortbildungskalender

Wir wünschen Ihnen von Herzen eine ruhige Advents- und Weihnachtszeit, wir sind in Gedanken bei all denen, die in diesen Zeiten keine Sicherheit und keinen Schutz finden. Wir wünschen Ihnen und uns allen für 2021 viele Zeichen der gemeinsamen Solidarität, wärmende Begegnungen und natürlich Gesundheit!

Herzliche Grüße aus dem PSZ Düsseldorf