Newsletter Februar 2023

Sehr geehrte Unterstützer*innen des PSZ, liebe Freund*innen,

in diesem Newsletter möchten wir Ihnen und Euch unsere neue Kollegin Cara Logsch vorstellen. Inken Vollmering und Maja Goldin berichten über die Situation von Drittstaatler*innen aus der Ukraine. Zusätzlich informieren wir Sie und Euch über die kommenden Veranstaltungen im März und April.

Vorstellung einer neuen Mitarbeiterin – Cara Logsch
Team: Ärztliches Team
Stundenumfang: 26 Stunden/Woche

Motivation für die Arbeit im PSZ: Medizinische Versorgung bieten für Menschen, die das reguläre medizinische System nur unzureichend mitdenkt.

Erster Eindruck: In den letzten Jahren habe ich die Arbeit des PSZs verfolgt und halte es für eine sehr wichtige Institution mit Schlüsselfunktion in der Versorgung der geflüchteten Menschen in Düsseldorf und Umgebung. Ich freue mich sehr, seit Januar 2023 selbst Teil des Teams zu sein!

Die prekäre Situation von Ukraineflüchtlingen ohne ukrainischen Pass
Vor einem Jahr begann der russische Angriffskrieg auf die Ukraine. Im Zuge der daraufhin einsetzenden massenhaften Fluchtbewegung kamen über eine Millionen Menschen nach Deutschland.
Während die meisten ukrainischen Kriegsflüchtlinge hier bereits eine Aufenthaltserlaubnis zum vorrübergehenden Schutz nach §24 Aufenthaltsgesetz (AufenthG) bekommen haben, befinden sich fast alle aus der Ukraine geflüchteten Drittstaatsangehörige ohne ukrainischen Pass in prekären Lebensumständen. Dies betrifft beispielsweise junge Leute aus afrikanischen oder asiatischen Ländern, die in der Ukraine studiert haben. Denn eine Aufenthaltserlaubnis wird Drittstaatsangehörigen aus der Ukraine nicht pauschal bewilligt, sondern nur unter bestimmten Voraussetzungen erteilt: Für sie soll die Ausländerbehörde eine Rückkehrmöglichkeit ins ursprüngliche Herkunftsland prüfen.
Während der Prüfungsdauer durch die Ausländerbehörde soll eigentlich eine Fiktionsbescheinigung erteilt werden, auf der vermerkt ist, dass ein solcher Antrag gestellt worden ist. Außerdem soll eine Beschäftigungserlaubnis erteilt werden, die es ermöglicht, zu arbeiten oder Sozialleistungen (Bürger*innengeld) zu erhalten und bspw. an Deutschkursen teilzunehmen.
Faktisch sieht es für Drittstaatsangehörige leider oft genug anders aus – auch in NRW und in Düsseldorf. Hierzu erzählen wir Ihnen und Euch von zwei Fallbeispielen aus dem PSZ.

Herr O. studierte bereits vier Jahre lang in der Ukraine, als die Stadt, in der er lebte, bombardiert wurde. Wie auch die anderen Einwohner*innen musste Herr O. sich tagelang verstecken, bevor eine Evakuierung möglich wurde. Das Erleben der anhaltenden Bombardierung, sowie die Trennung von ihm wichtigen Menschen und die Ungewissheit über deren Verbleib führten bei ihm zu einer behandlungsbedürftigen Traumatisierung.
Das PSZ arbeitete hier interdisziplinär: Für Herrn O. wurde Mitte August 2022 ein Antrag auf eine Aufenthaltserlaubnis nach §24 AufenthG gestellt, er wurde rechtlich beraten und zugleich psychotherapeutisch stabilisiert. Leider erhielt er erst im Januar 2023 eine Fiktionsbescheinigung. Diese wurde ohne Beschäftigungserlaubnis erteilt. Das führt u.a. dazu, dass Herr O. immer noch keine Sozialleistungen bekommt und aktuell nicht krankenversichert ist.

Herr T. studierte ebenfalls in der Ukraine, bis seine Stadt bombardiert wurde. Glücklicherweise konnte Herr T. die Stadt rechtzeitig verlassen, bevor diese von russischen Truppen okkupiert wurde, und nach Deutschland fliehen. Sein Wunsch war es, so schnell wie möglich sein Studium fortzusetzen. Seine Familie im Heimatland hatte ihn mit all ihren Ersparnissen unterstützt, damit er in der Ukraine studieren konnte.
Herr T. stellte im Juli 2022 einen Antrag auf Aufenthalt nach §24 und registrierte sich für einen 18-monatigen studienvorbereitenden Deutschkurs über den Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD), mit dem ein anschließendes Stipendium verbunden ist. Sein Antrag auf vorübergehenden Schutz nach §24 wurde von der Ausländerbehörde in einen Antrag auf Aufenthalt zum Studium umgedeutet.
Um diesen Aufenthalt zu erlangen, gibt es jedoch viel höhere Hürden: Unter anderem muss Herr T. nachweisen, dass er seinen Lebensunterhalt sichern kann; es wird ein Kontoguthaben von mindestens 12.000€ verlangt. Gleichzeitig enthält die Fiktionsbescheinigung, die ihm erst im Dezember 2022 – sechs Monate nach Antragstellung – erstellt wurde, ein Beschäftigungsverbot.
Herr T. kann also, während er den Deutschkurs besucht, um das DAAD-Stipendium zu erlangen, nicht voll arbeiten. Und genau wie Herr O. erhielt auch Herr T. keine Sozialleistungen nach SGB II und war nicht krankenversichert, weil es beim Jobcenter durch die widersprüchlichen Angaben auf der Fiktionsbescheinigung zu Handlungsunsicherheiten kam. Gerade diese Woche konnte ein Widerspruch gegen den Ablehnungsbescheid des Jobcenters, fast einen Monat später, positiv beschieden werden. Herr T. erhält nun Leistungen vom Jobcenter.

Die Ungleichbehandlung von Menschen mit demselben Fluchtschicksal, aber unterschiedlichen Pässen gehört zu häufig zum Alltag. Die offensichtliche Diskriminierung und die abwehrende Haltung von Behörden belastet uns und unsere Klient*innen sehr.

Inzwischen haben sich Netzwerke von Unterstützer*innen und Betroffenen gebildet, die drittstaatsangehörige Ukraineflüchtlinge unterstützen und zugleich Lobby- und Öffentlichkeitsarbeit machen. Darunter zum Beispiel BIPoC Ukraine & Friends oder die Vereinigung Mandatsträger:innen Afrikanischer Abstammung, die eine Petition für gleiche Rechte für alle Geflüchtete aus der Ukraine gestartet haben.

Veranstaltungen im März und April  

Für alle Veranstaltungen sind verbindliche Anmeldungen unter
fortbildung [at] psz-duesseldorf [dot] de erforderlich. Die Teilnahme ist kostenfrei.

 
Die Veranstaltungen finden via Zoom oder live im PSZ Düsseldorf statt. Sollte sich aufgrund der Pandemieentwicklung etwas ändern bezüglich der Art der Durchführung informieren wir Sie rechtzeitig vor der Veranstaltung.

Am Mittwoch, den 08.03.2023 von 17:00 – 19:30 Uhr mit Sabine Rauch:
„Sprachmittlung in der medizinischen Dokumentation von Folterfolgen“
Angebot für Sprachmittler*innen in der Beratung und Therapie von Geflüchteten.
Die Fortbildung findet im PSZ Düsseldorf statt.

Am Dienstag, den 14.03.2023 von 10:00 – 13:00 Uhr mit Anna Lena Hötzel:
„Intervisionsgruppe für Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie mit Geflüchteten“
Angebot für Ärzt*innen und Psychotherapeut*innen.
Die Fortbildung findet per Zoom statt, es können eigene Fallbeispiele anonymisiert eingebracht werden.

Am Dienstag, den 14.03.2023 von 14:00 – 17:00 Uhr mit Dr. Dima Zito:
„Selbstfürsorge und Schutz vor eigenen Belastungen in der Flüchtlingsarbeit“
Angebot für Haupt- und Ehrenamtliche in der Flüchtlingsarbeit.
Die Fortbildung findet im PSZ Düsseldorf statt.

Am Donnerstag, den 16.03.2023 von 15:00 bis 17:00 Uhr mit Dr.Heba Khattab:
„Umgang mit Rassismus“
Angebot auf Arabisch für arabischsprachige Jugendliche und Erwachsene, für Geflüchtete und Fachkräfte.
Anmeldung an khattab [at] psz-duesseldorf [dot] de
Die Veranstaltung findet im Haus der Kirche in Düsseldorf
(Bastionstraße 6, 40213 in Düsseldorf) statt.

Am Freitag, den 24.03.2023 von 14:00 – 17:30 Uhr mit Alexander Hundenborn (Fachbereichsleitung Kreative Medien):
„Handlungs-orientiertes Training für die praktische und medienpädagogische Arbeit“
Angebot für Fachkräfte in HIER.
Die Fortbildung findet im PSZ Düsseldorf statt.

Am Dienstag, den 18.04.2023 von 18:30 – 20:00 Uhr mit Ana Berking und Subanki Raveendranathan:
„Sprachmittler*innenabende“
Angebot für Sprachmittler*innen in der Beratung und Therapie von Geflüchteteten.
Austausch in lockerer Atmosphäre über inhaltlich relevante Themen.
Die Veranstaltung findet im PSZ Düsseldorf statt.

Am Mittwoch, den 19.04.2023 von 15:00 – 17:00 Uhr mit Eva van Keuk und Michael Hoshino:
„Offenes Supervisionsangebot“
Angebot für Psychotherapeut*innen, die in eigener Praxis, in Kliniken, Beratungsstellen und anderen Settings mit Geflüchteten arbeiten.
Max. 8 Teilnehmer*innen, verbindliche Anmeldung erforderlich.
Eine Akkreditierung für approbierte Teilnehmende wird beantragt (PTK NRW/ÄKNO).
Die Fortbildung findet im PSZ Düsseldorf statt.

Den vollständigen Veranstaltungskalender für das erste Halbjahr 2023 finden Sie auch online auf unserer Webseite. Schauen Sie doch gerne mal vorbei!

Außerdem möchten wir Sie und Euch noch einmal an die Aktion „Radeln für Menschenrechte” erinnern, welche im Zeitraum vom 24.04. – 30.04.2023 stattfindet. Weitere Informationen zu „Radeln für Menschenrechte“ finden Sie bald auf der Homepage.

Wir freuen uns, Sie und Euch bei der einen oder anderen Veranstaltung zu sehen.

Bleiben Sie gesund!

Herzliche Grüße aus dem PSZ Düsseldorf