Newsletter November 2022

Sehr geehrte Unterstützer*innen des PSZ, liebe Freund*innen,

gerne möchten wir heute eine weitere Kollegin vorstellen und Ihnen und Euch den ersten Teil unserer Weihnachtsgeschichte zeigen. Außerdem berichten Eva van Keuk und Maxi Fleiter zu Fluchtrouten und dem Besuch von Camps in Bosnien und Serbien.
Wie immer laden wir Sie und Euch herzlich zu unseren Veranstaltungen im November und Dezember ein!

Vorstellung einer neuen Mitarbeiterin – Vicky Schäfer
Name: Vicky Schäfer
Team: Psychologisch-psychotherapeutisches Team
Stundenumfang: 19,5 Stunden

Motivation für Arbeit im PSZ: Im PSZ bekomme ich die Möglichkeit, neben psychologischer auch politische Arbeit zu machen, meine eigene Positioniertheit immer wieder zu reflektieren, und beeindruckende Menschen und ihre Geschichten kennenzulernen.

Erster Eindruck: Sehr erfüllende Arbeit!

Erster Teil der Weihnachtsgeschichte: Nasras Geschichte – Teil 1

Nasra wurde in Äthiopien geboren und verlor im Alter von drei Jahren ihre Eltern. Sie wuchs bei ihrer Tante auf, die mit Gelegenheitsjobs versuchte, beide zu versorgen. Als die existentielle Not untragbar wurde, begaben sich beide gemeinsam auf die Flucht, um nach Europa zu gelangen. In der Wüste Libyens wurden Tante und Nichte durch libysche Sicherheitskräfte aufgegriffen und gewaltsam getrennt. Seitdem hat Nasra ihre Tante nie wiedergesehen und weiß bis heute nicht, ob diese noch lebt.

Dies ist der Beginn von Nasras Geschichte, die wir Ihnen über die Weihnachtszeit gerne forterzählen möchten.

Seit 35 Jahren stärkt das PSZ Düsseldorf Geflüchtete und Folteropfer, begleitet sie vertrauensvoll, übernimmt diese (überlebens-) wichtige Aufgabe. Geflüchtete können auf das PSZ zählen!

Mit Ihrer Spende sichern Sie, dass wir Nasra und andere geflüchtete Menschen nicht allein lassen in ihrer Verzweiflung und sie sich eine Zukunft in Frieden, Sicherheit und Gesundheit aufbauen können! Herzlichen Dank!

Das Psychosoziale Zentrum für Flüchtlinge Düsseldorf e.V. – ein Ort der Unterstützung für psychisch belastete Geflüchtete

Unser Spendenkonto:
KD-Bank Duisburg
IBAN: DE80350601901011742030
BIC: GENODED1DKD

„Ich kann nicht hierbleiben“ – Beitrag zu den Fluchtrouten
von Eva van Keuk und Maxi Fleiter

Der junge Mann in einem Flüchtlingscamp an der EU Außengrenze beschreibt: „Ich fühle mich hier nicht sicher. Ich muss hier weg.“ Auf Nachfrage: „In Deutschland wissen sie mehr über die Menschrechte und die Machenschaften des iranischen Geheimdienstes und könnten mich besser schützen, zumindest hoffe ich das. Hier im Camp ist zum Beispiel ein Mann, der schon lange hier ist, anders als alle anderen. Ich denke sogar, dass er für den Geheimdienst arbeiten könnte. Ich kann nicht hierbleiben, hier gibt es keine Sicherheit für Menschen wie mich.“

Die Situation an den EU Außengrenzen beschäftigt uns auch im PSZ Düsseldorf – schließlich sind es diese gefährlichen Fluchtwege, die viele unserer Klient*innen auf sich genommen haben. Neben den häufig gewaltvollen Fluchtgründen im Heimatland und der lebensgefährlichen Routen in Richtung Europa, stranden viele an den inzwischen massiv hochgerüsteten Außengrenzen der EU, erleben „Push-Backs“ und werden in lebensbedrohliche Situationen gebracht, u.a. im Mittelmeer. Die Appelle von Zivilgesellschaft, Menschenrechtsorganisationen und Wohlfahrtsverbänden – „Lasst uns aus den guten Erfahrungen mit möglichst sicheren Fluchtwegen und unkomplizierter Aufnahme von Geflüchteten aus dem Krieg in der Ukraine lernen!“ (siehe Aufruf)  – scheinen zu verpuffen. Im Gegenteil – die Aufrüstung an den Grenzen wird fortgesetzt, geschlossene Lager werden gebaut, ein mehrstufiges System mit Screening innerhalb dieser geschlossenen Camps wird konkretisiert – aus unserer Sicht mit dem Ziel, nur noch für einen Bruchteil der Ankommenden überhaupt einen Zugang zu einem regulären Asylverfahren zu ermöglichen. Auf EU Ebene steht die „Instrumentalisierungsrichtlinie“ bereits kurz vor der Verabschiedung und Inkraftsetzung. Sie ermöglicht es den EU Staaten, humanitäre Standards in der Aufnahme und Versorgung von Geflüchteten weiter herabzusetzen, wenn Flüchtlinge von Staaten eingesetzt werden, um systematischen Migrationsdruck an den EU Außengrenzen zu erzeugen – wie bereits an der belarussischen und türkischen Grenze geschehen, u.a. durch freizügige Visavergaben und Transporte in Bussen Richtung Grenzen.

Maxi Fleiter konnte sich während einer einwöchigen Reise im Rahmen des internationalen Projekts „Sharing Knowledge and Practices – Professionals from Western Balkans and Germany on holistic support for refugees and survivors of human rights violations“ persönliche Eindrücke verschaffen. Das Projekt fand in Kooperation mit der BafF und der GIZ im Juli diesen Jahres statt. Dort besuchte Maxi auch einige Camps in Serbien und Bosnien und traf dort auch den jungen Mann, von dem das Eingangszitat stammt. An einem Tag, so berichteten NGOs vor Ort, kamen 30 verletzte Flüchtlingen zurück in das Flüchtlingscamp – sie hatten versucht, die ungarische Grenze zu passieren. Die EU fördert zwar die Camps – aber zeitweise sind statt den geplanten 300 Bewohner*innen dort 3000 Menschen untergebracht. In einigen Dörfern, u.a. in Serbien, gibt es massive lokale Proteste gegen die Flüchtlingscamps – aber auch berührende Solidarität, trotz schwerer Lebensumstände: „Es ist ja nicht lange her, dass wir selbst vor dem Krieg fliehen mussten“ (Zitat von einer Person aus Bosnien Herzegowina).

Für uns Mitarbeitenden im PSZ Düsseldorf, für die Klient*innen des PSZ, die teils ihre Verwandten auf den Fluchtrouten wähnen und in Sorge sind, und vor allem für diejenigen, die aktuell auf der Flucht sind, bedeuten diese politischen Entwicklungen vor allem eines: Das Ausmaß an Gewalterfahrungen der Geflüchteten, die in Deutschland/ in NRW/in Düsseldorf überhaupt noch ankommen werden, wird steigen.
Mauern, Stacheldraht, Polizeihunde und sogar Waffen können die realen Fluchtgründe nicht verändern – sie verändern lediglich das Ausmaß an Verzweiflung und Ausweglosigkeit.

Fortbildungen im November und Dezember

Für alle Veranstaltungen sind verbindliche Anmeldungen unter
fortbildung [at] psz-duesseldorf [dot] de erforderlich. Die Teilnahme ist kostenfrei.

Die Veranstaltungen finden via Zoom oder live im PSZ Düsseldorf statt. Sollte sich aufgrund der Pandemieentwicklung etwas ändern bezüglich der Art der Durchführung informieren wir Sie rechtzeitig vor der Veranstaltung.

Am Dienstag, den 22.11.2022 von 16:00-19:00 Uhr mit Asita Shirali Dikloo:
„Imaginatives Überschreiben in der Behandlung von Traumafolgestörungen“
Angebot für Ärzt*innen und Psychotherapeut*innen.
Die Fortbildung findet im PSZ Düsseldorf statt.

Am Mittwoch, den 23.11.2022 von 14:00-17:00 Uhr mit Anna Lena Hötzel:
„Psychosoziale Entwicklung vom Baby- ins Kindergartenalter“
Angebot für Fachkräfte im Bereich HIER – interkulturelle Hilfen zur Erziehung.
Die Fortbildung findet im PSZ Düsseldorf statt.

Am Dienstag, den 13.12.2022 von 10:00-13:00 Uhr mit  Anna Lena Hötzel:
„Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie mit Geflüchteten – Intervisionsgruppe“ Möglichkeit zu Fallbesprechungen und fachlichem Austausch.
Die Veranstaltung findet via Zoom statt und ist aktuell ausgebucht.

Den vollständigen Veranstaltungskalender für das Jahr 2022 finden Sie auch online auf unserer Webseite. Schauen Sie doch gerne mal vorbei!

Wir freuen uns, Sie bei der einen oder anderen Veranstaltung zu sehen! Bleiben Sie gesund!

Herzliche Grüße aus dem PSZ Düsseldorf