Newsletter Juli 2023

Sehr geehrte Unterstützer*innen des PSZ, liebe Freund*innen,

wir freuen uns, dass Sie und Ihr wieder in unseren Newsletter schaut.
Wir stellen Ihnen und Euch heute unsere neue Kinder- und Jugendpsychotherapeutin Albana Alsen vor – auch dir ein großes Willkommen!

Wir berichten außerdem über die unmenschlichen Seiten der Abschiebungspraxis – aktueller Anlass ist unter anderem die Abschiebung einer alleinerziehenden Mutter mit einem schwer kranken und behinderten Kind nach Albanien.

Wir freuen uns, Sie und Euch über unsere Veranstaltungen und Fortbildungen im August und September 2023 zu informieren.

Vorstellung einer neuen Kollegin: Albana Alsen
Team: Psychoteam

Stundenumfang: 26 Stunden pro Woche

Motivation für die Arbeit im PSZ: Das PSZ kenne ich schon sehr lange, aufgrund meines Studienpraktikums vor vielen Jahren. Ich hatte das Gefühl, dass ich gerne hierher zurückkommen möchte, weil ich den interdisziplinären, multikulturellen Austausch mit den Kolleg*innen als sehr bereichernd empfinde und Menschen mit schweren traumatischen Fluchterfahrungen mit dem PSZ einen Ort geboten bekommen, in dem sie als Mensch gesehen werden. Diese Menschen haben alles verloren:  ihre Familie, ihre Heimat, ihre Kultur – ihre Identität. Sie dabei psychotherapeutisch zu begleiten und ihnen damit einen leichteren Start in dieser neuen Welt zu ermöglichen, empfinde ich als sinnstiftend. Dabei gilt mein besonderer Blick den verwundbarsten und wehrlosesten: den Kindern und Jugendlichen. Sie verstehen das große Ganze zu wenig, sind aber trotzdem mitten drin. Sie aufzufangen und beim Gesunden zu begleiten, ist eine große Freude.

Erster Eindruck: Hier bin ich richtig.

Ein Bericht über die unmenschliche Praxis von Abschiebungen
Es gibt nur wenige Vorgänge hierzulande, welche traumatisierte Geflüchtete mehr belasten, welche für geflüchtete Überlebende von Gewalt unmenschlichere Folgen haben können und die gleichzeitig in der Öffentlichkeit stärker verharmlost werden, als Abschiebungen. Wenn traumatisierte, psychisch belastete und körperlich schwer kranke Geflüchtete – teils auch Kinder – tatsächlich in Ausweg lose Situationen abgeschoben werden, dann ist das aus unserer fachlichen Sicht nicht zu rechtfertigen. Anstatt Schutz zu gewährleisten oder Alternativen anzubieten, wird diese Abschreckungspolitik auf die Spitze getrieben und macht selbst vor schwer kranken Menschen und Familien mit Kindern nicht halt, entwürdigt die Betroffenen und sorgt für erneute traumatische Belastungen. Für Außenstehende manchmal schwer vorstellbar ist das konkrete Vorgehen: Abschiebungen finden oft nachts oder am frühen Morgen statt, sie werden nicht angekündigt, Menschen werden beispielsweise von bewaffneten Sicherheitskräften aufgeweckt, angeschrien, gefesselt. Die Klient*innen des PSZ – die ja in der Heimat bereits oftmals mit staatlicher Gewalt konfrontiert waren – werden getriggert und re-traumatisiert, geraten in perspektivlose Situationen und reagieren mit Todesangst.

Aus einer rechtlichen Perspektive dürfen Abschiebungen erst nach dementsprechenden Anordnungen stattfinden. In dem Fall können sie bis zur Entscheidung nur dann über eine Klage vorübergehend gestoppt werden, wenn innerhalb einer Woche einstweiliger Rechtsschutz gem. §§ 80, 123 VwGO eingelegt werden, damit die Unzulässigkeit der Aufenthaltsbeendigung automatisch festgestellt wird. Wir machen in der Begleitung unserer Klient*innen aber die leidvolle Erfahrung, dass teils die Einlegung von Rechtsmitteln und eine eventuelle mündliche Verhandlung gar nicht mehr abgewartet wird, anders als wir es aus unserer fachlichen Sicht erwarten können. Vielmehr koordinieren sich die unterschiedlichen Akteur*innen, die es für eine erfolgreiche Abschiebung benötigt, im Vergleich zu der ansonsten zum Verzweifeln lassender langsamen Entscheidungspraxis, mit verblüffender Effektivität.
Die Rechtslage geht davon aus, dass niemand als traumatisiert und psychisch krank gilt, bis dies nachgewiesen wird –  in der Regel aus der eigenverantwortlich Initiative heraus (denn eine reguläre Früherkennung fehlt weiterhin), und fachärztlich ausführlichst schriftlich dargelegt. Aber wie soll das funktionieren, wenn die meisten ausreisepflichtigen Menschen keinen ausreichenden Zugang zur Gesundheitsversorgung haben, und die fachärztliche Regelversorgung mehr als überlastet ist? Jeder Einzelfall zählt – das wäre sehr wünschenswert. Stattdessen werden angeblich sichere Herkunftsländer gelistet, die aber unter bestimmten Bedingungen für den Einzelfall durchaus lebensbedrohlich und ausweglos werden können.

Im März dieses Jahres wurde eine unserer Klient*innen, eine alleinerziehende Mutter mit zwei Kindern, eins von beiden ein Kleinkind, das andere schwerst krank, für uns unerwartet hastig abgeschoben. Die Mutter hatte sich nach persönlichen Lebensbedrohungen mit sehr überzeugenden, frauenspezifischen Fluchtgründen zur Flucht entschlossen. Sie befanden sich bei uns in psychotherapeutischer Behandlung, in ärztlicher Beratung und fachärztlicher Weitervermittlung, wurden asylrechtlich und familienpädagogisch beraten. Im eindrucksvollen Report berichtet unser geschätzter Kollege Sebastian Rose vom Abschiebungsreporting NRW, Komitee für Grundrechte und Demokratie e.V., Köln, detailliert über diese Abschiebung. Die Realität zeigt wieder, dass unsere Tätigkeit als Fachkräfte im PSZ auch bedeuten kann, damit arbeiten und leben zu müssen, dass eine Beratungs- und Therapiesitzung mit Menschen, die Opfer extremer Gewalt geworden sind, immer die letzte sein kann.

Fortbildungen im August und September 2023

Für alle Veranstaltungen sind verbindliche Anmeldungen unter fortbildung [at] psz-duesseldorf [dot] de erforderlich. Die Teilnahme ist kostenfrei.

Die Veranstaltungen finden via Zoom oder live im PSZ Düsseldorf statt.

Am Donnerstag, den 24.08.2023 von 11:00 bis 13:00 Uhr mit Ana Berking und Subanki Raveendranathan Workshop zur Sprachmittlung im Rechtsmedizinischen Bereich. Angebot für Sprachmittler*innen in der Beratung und Therapie von Geflüchteten. Die Veranstaltung findet im PSZ Düsseldorf, im Gruppenraum in der 3.Etage statt.

Am Donnerstag, den 24.08.2023 von 14:00 Uhr bis 15:30 Uhr mit Ana Berking und Subanki Raveendranathan Workshop zur Erstellung von fachsprachlichen Vokabellisten. Angebot für Sprachmittler*innen in der Beratung und Therapie von Geflüchteten. Die Veranstaltung findet im PSZ Düsseldorf, im Gruppenraum in der 3.Etage statt.

Am Dienstag, den 12.09.2023 von 10:00 bis 13:00 Uhr mit Albana Alsen Kinder-und Jugendlichenpsychotherapie mit Geflüchteten. Intervisionsgruppe für Ärzt*innen und Psychotherapeut*innen. Fälle können anonymisiert eingebracht werden. Eine verbindliche Anmeldung ist erforderlich an alsen [at] psz-duesseldorf [dot] de. Eine Akkreditierung für approbierte Teilnehmende wird beantragt (PTK NRW/ÄKNO). Die Fortbildung findet per Zoom statt.

Am Dienstag, den 19.09.2023 von 18:00 bis 20:00 Uhr mit Ana Berking Sprachmittler*innentreff. Sprachmittler*innen können sich untereinander in lockerer Atmosphäre und mit Fokus auf inhaltlichen relevanten Themen austauschen. Das Treffen findet im PSZ Düsseldorf im Gruppenraum in der 3.Etage statt.

Am Mittwoch, den 20.09.2023 von 14:00 bis 16:30 Uhr mit Sabine Rauch Nutzen von Kompetenz und Skills (Mehrsprachigkeit, Genogramm, Sozialraum etc.) als Fachkraft. Angebot für Fachkräfte in HIER. Die Fortbildung findet im PSZ Düsseldorf im Gruppenraum in der 3. Etage statt.

Den vollständigen Veranstaltungskalender für das zweite Halbjahr 2023 finden Sie auch online auf unserer Webseite. Schauen Sie doch gerne mal vorbei!

Herzliche Grüße aus dem PSZ