Newsletter Januar 2023

Sehr geehrte Unterstützer*innen des PSZ, liebe Freund*innen,

nachträglich wünschen wir Ihnen und Euch ein frohes und gesundes Jahr 2023. Wir freuen uns, dass Sie uns auch in diesem Jahr begleiten.

Im ersten Newsletter in diesem Jahr möchten wir Ihnen und Euch unsere neuen Kollegin Maja Goldin vorstellen. Außerdem berichten Subanki Raveendranathan, Cara Logsch und Barbara Eßer über interdisziplinäres Arbeiten im PSZ.
Gerne informieren wir Sie und Euch über unsere kommenden Veranstaltungen im Februar und März und freuen uns, wenn Sie und Ihr schon einmal das Radeln für Menschenreche in Ihrem Terminkalender vormerken.

Vorstellung einer neuen Mitarbeiterin – Maja Goldin
Team: Psychoteam
Stundenumfang: 39 Stunden/Woche

Motivation für die Arbeit im PSZ: Menschen, die es in Deutschland nicht leicht haben und hatten, anzukommen, auf Ihrem Weg eine Stütze sein.

Erster Eindruck: Herzliches, hochprofessionelles und engagiertes Team! Ich freue mich sehr, von dieser geballten Expertise lernen zu dürfen und zur Arbeit des PSZ beizutragen.

Zusammen geht es besser!
Interdisziplinäres Arbeiten im PSZ

Wir möchten Ihnen und Euch einen wichtigen Aspekt unseres Alltags näherbringen: das interdisziplinäre Arbeiten im PSZ.
Anhand einer exemplarischen Schilderung lässt sich am besten verdeutlichen, warum die Zusammenarbeit der verschiedenen Berufsgruppen für Geflüchtete, die Gewalt und Verlust erlebt haben, besonders wichtig ist:

Frau H. wird im PSZ angemeldet, da jemandem ihre starken psychischen Belastungen aufgefallen sind. Das Aufnahmetandem aus zwei Kolleg*innen aus dem Sozial- und Gesundheitsteam entscheidet, dass ein Clearing notwendig ist.

Im Clearing erfolgt eine Anamnese zur gesundheitlichen, rechtlichen, sozialen Situation von Frau H:
Frau H., 28 Jahre alt, berichtet von schwerer Gewalt in ihrem Heimatland. Ungewollt sei sie in politische Verstrickungen geraten und habe Folter durch das Militär erlebt. Sie musste mit ihren beiden Kindern fliehen. Auf dem Fluchtweg erlitt sie weitere Formen schwerer Gewalt. Sie hat Angst, alleine das Haus zu verlassen, misstraut anderen Menschen. Erinnerungen an die Erlebnisse überkommen sie unkontrollierbar. Immer wieder hat sie das Gefühl, in erlebte Gewaltsituationen zurückversetzt zu sein. In beliebigen Menschen „erkennt“ sie ihre Folterer wieder.
Körperliche Narben, Spuren des Erlittenen, verstärken ihre psychische Belastung. Aufgrund von Schlägen auf die Fußsohlen kann sie nur kurze Strecken schmerzfrei gehen. Eine medizinische Abklärung ist bisher nicht erfolgt.
Die größte Angst von Frau H. ist es, in ihr Heimatland abgeschoben zu werden. Ihre Gedanken kreisen ständig um die Gefahr einer Rückkehr. Ihr Asylantrag wurde abgelehnt, ihrem Vortrag nicht geglaubt. Eine Klage gegen die Ablehnung wurde eingereicht, jedoch fehlt eine fundierte Begründung.
Sie hat Angst nachts zur Gemeinschaftstoilette zu gehen. Generell verlässt sie kaum ihr Zimmer. Die Kinder wollen oft nicht in den Kindergarten gehen, warum ist unklar.

Realitätsverlust, Gedankenkreisen und Wiedererleben sind typische Symptome einer PTBS (Posttraumatischen Belastungsstörung). Frau H. ist offenbar durch psychische Traumata stark belastet, welche sich zu einer manifesten Traumafolgestörung etabliert haben. Eine stabilisierende, therapeutische Versorgung ist dringend erforderlich.
Eine medizinische Abklärung der Schmerzen beim Gehen sollte erfolgen, um Behandlungsmöglichkeiten zu erkennen und einzuleiten.
Die Ängste vor einer Abschiebung, vor einer erneuten Verfolgung im Heimatland, verstärken die Symptomatik der PTBS. Es braucht eine fundierte Begründung der Klage, um eine aufenthaltsrechtliche Sicherheit erreichen zu können.
Frau H. braucht eine Wohneinheit mit Bad und Küche, damit sie sich geschützter und sicherer fühlen kann. Sie lebt für ihre Kinder, die unklare Situation im Kindergarten belastet sie daher sehr. Sie möchte einen Deutschkurs besuchen, um mehr zu verstehen.
Ein großer Wunsch ist es von Frau H., eines Tages so stabil zu sein, um in einem Supermarkt arbeiten zu können. Für ihre Kinder wünscht sie, dass sie in Sicherheit aufwachsen und Gutes lernen können.

Aufgrund der Schwere ihrer Erkrankungen, der aufenthaltsrechtlichen Unsicherheit, verstärkt durch die Betroffenheit kleiner Kinder entscheidet das aus allen Arbeitsbereichen zusammengesetzte Aufnahmeteam des PSZ in der monatlichen Sitzung, Frau H. längerfristig als Klientin im PSZ aufzunehmen.
Angesichts der komplexen Bedarfe (rechtlich, sozial, gesundheitlich), ist die interdisziplinäre Teamarbeit wesentlich, um eine wirksame Versorgung und tatsächliche Stabilisierung zu erreichen. Entscheidend ist hierbei das vielfältige Fachwissen in unserem Team, das es ermöglicht, die wesentlichen Bedarfe zu erkennen.

Es braucht wie bei Frau H. oft vieles, um Gesundheit und positive Lebensperspektiven tatsächlich erreichen zu können. Wir ziehen in komplexen Fällen Kolleg*innen auf kurzem Weg hinzu, schauen in Fallbesprechungen gemeinsam drauf, übernehmen fachspezifische Aufgaben. Aufgrund unserer – angesichts der zahlreichen Anfragen – sehr knappen Kapazitäten müssen wir dabei, wenn irgendwie möglich, in die Versorgung außerhalb des PSZ vermitteln. Wir sind daher auf ein breites Netzwerk, auf eine gute Zusammenarbeit mit Therapeut*innen, Ärzt*innen, Beratungsstellen, Rechtsanwält*innen, Ehrenamtlichen und auf konstruktive Kontakte zu Mitarbeiter*innen in Behörden und Institutionen angewiesen.

Im exemplarischen Fall von Frau H. wurde eine externe rechtsmedizinische Untersuchung ihrer Narben veranlasst und eine Stellungnahme interdisziplinär (medizinisch, psychotherapeutisch mit Draufblick des Juristen) verfasst. Die Glaubhaftigkeit ihrer Schilderungen im Asylverfahren wurde dadurch bestärkt. Röntgenaufnahmen zeigten schlecht verheilte Brüche, Behandlungsoptionen wurden eingeleitet. Die psychische Symptomatik verbesserte sich infolge der therapeutischen Termine, aber auch weil sich die Beraterin in der Unterkunft aufgrund der Diagnosen erfolgreich für den Umzug in eine ruhige, abgeschlossene Wohneinheit einsetzte. Durch Kontakt zum Kindergarten konnten Schwierigkeiten geklärt werden, eine sprachkundige Ehrenamtliche konnte als Familienpatin gefunden werden. Der Rechtsanwalt hat mit der Stellungnahme eine fundierte Klage einreicht.

Fortbildungen im Februar und März

Für alle Veranstaltungen sind verbindliche Anmeldungen unter
fortbildung [at] psz-duesseldorf [dot] de erforderlich. Die Teilnahme ist kostenfrei.

 
Die Veranstaltungen finden via Zoom oder live im PSZ Düsseldorf statt. Sollte sich aufgrund der Pandemieentwicklung etwas ändern bezüglich der Art der Durchführung informieren wir Sie rechtzeitig vor der Veranstaltung.

Am Donnerstag, den 02.02.2023 von 15:00 bis 17:00 Uhr mit Dr.Heba Khattab: „Innerfamiliäre Gewalt“
Angebot auf Arabisch für arabischsprachige Jugendliche und Erwachsene, an Geflüchtete und Fachkräfte.
Anmeldung an khattab [at] psz-duesseldorf [dot] de.
Die Veranstaltung finden im Haus der Kirche (Bastionstraße 6, 40213 in Düsseldorf) statt.

Am Dienstag, den 07.02.2023 von 14:00 – 17:00 Uhr mit Leila Corzo-Menendez:
„Trauma-Basis-Schulung – Umgang mit traumatisierten Geflüchteten“
Angebot für Haupt- und Ehrenamtliche in der Flüchtlingsarbeit.
Die Fortbildung findet im PSZ Düsseldorf statt.

Am Donnerstag, den 09.02.2023 von 9:30 bis 14:00 Uhr mit Helena Batemona (Trauma Consultant und Diversity Trainer):
„Empowerment- und Awareness-Workshop“
Angebot für Haupt- und Ehrenamtliche in der Flüchtlingsarbeit.
Die Fortbildung findet im PSZ Düsseldorf statt.

Am Mittwoch, den 15.02.2023 von 10:00 – 13:00 Uhr mit Sabine Rauch:
„Grundlagen Sprachmittlung“
Angebot für Sprachmittler*innen in der Beratung und Therapie von Geflüchteten.
Die Fortbildung findet im PSZ Düsseldorf statt.

Am Mittwoch, den 08.03.2023 von 17:00-19:30 Uhr mit Sabine Rauch:
„Sprachmittlung in der medizinischen Dokumentation von Folterfolgen“
Angebot für Sprachmittler*innen in der Beratung und Therapie von Geflüchteten.
Die Fortbildung findet im PSZ Düsseldorf statt.

Am Dienstag, den 14.03.2023 von 10:00 – 13:00 Uhr mit Anna Lena Hötzel:
„Intervisionsgruppe für Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie mit Geflüchteten“
Angebot für Ärzt*innen und Psychotherapeut*innen.
Die Fortbildung findet per Zoom statt, es können eigene Fallbeispiele anonymisiert eingebracht werden.

Am Dienstag, den 14.03.2023 von 14:00 – 17:00 Uhr mit Dr. Dima Zito:
„Selbstfürsorge und Schutz vor eigenen Belastungen in der Flüchtlingsarbeit“
Angebot für Haupt- und Ehrenamtliche in der Flüchtlingsarbeit.
Die Fortbildung findet im PSZ Düsseldorf statt.

Am Donnerstag, den 16.03.2023 von 15:00 bis 17:00 Uhr mit Dr.Heba Khattab:
„Umgang mit Rassismus“
Angebot auf Arabisch für arabischsprachige Jugendliche und Erwachsene, für Geflüchtete und Fachkräfte.
Anmeldung an khattab [at] psz-duesseldorf [dot] de
Die Veranstaltung findet im Haus der Kirche (Bastionstraße 6, 40213 in Düsseldorf) statt.

Am Freitag, den 24.03.2023 von 14:00 – 17:30 Uhr mit Alexander Hundenborn (Fachbereichsleitung Kreative Medien):
„Handlungsorientiertes Training für die praktische und medienpädagogische Arbeit.“
Angebot für Fachkräfte in HIER.
Die Fortbildung findet im PSZ Düsseldorf statt.

Den vollständigen Veranstaltungskalender für das erste Halbjahr 2023 finden Sie auch online auf unserer Webseite. Schauen Sie doch gerne mal vorbei!

Save the date: Radeln für Menschenrechte
Wir möchten uns ganz herzlich bei all denjenigen bedanken, die uns mit Ihrer Spende im Rahmen unserer Weihnachtsaktion unterstützt haben. Dank Ihnen und Ihrer Spendenbereitschaft, können Geflüchtete auf uns zählen!

Wir laden Sie bereits jetzt herzlich ein, auch bei unserer Aktion „Radeln für Menschenrechte“ im Zeitraum vom 24.04.-30.04.2023 dabei zu sein und auch so weiterhin unsere Arbeit für geflüchtete Menschen und Opfer von Krieg und Gewalt zu unterstützen.
Weitere Informationen zu „Radeln für Menschenrechte“ finden Sie bald auf der Homepage.

Wir freuen uns, Sie und Euch bei der einen oder anderen Veranstaltungen zu sehen.

Bleiben Sie gesund!

Herzliche Grüße aus dem PSZ Düsseldorf