Newsletter Mai 2023

Sehr geehrte Unterstützer*innen des PSZ, liebe Freund*innen,

wir blicken glücklich auf die Aktion “Radeln für Menschenrechte” zurück. Wir freuen uns sehr, dass Sie und ihr mit uns geradelt sind und hoffen, dass Euch und Ihnen der frische Wind um die Nase auch so gutgetan hat wie uns, vor allem mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass jeder Tritt in die Pedale einem gutem Zweck dient. Wir möchten uns hiermit ganz, ganz herzlich für Ihren und euren Einsatz bedanken, mit dem wir bis heute 4.226,00 Euro an Spendengeldern sammeln konnten, die der psychosozialen Unterstützung von Geflüchteten hier in Düsseldorf, aber auch Geflüchteten aus anderen Regionen zugutekommen. Wir freuen uns schon auf das nächste Jahr – Radeln für Menschenrechte 2024 ist bereits in Planung.

In diesem Newsletter stellen wir Ihnen und Euch unsere neue Kollegin Hela Meier vor. Außerdem möchten wir Sie und Euch außerdem auf die Bochumer Erklärung hinweisen, welche die unmenschliche Asylpolitik der Europäischen Union thematisiert. Wir freuen uns, wenn Sie und Ihr diese Erklärung auf Ihren und Euren Kanälen teilt! Cara Logsch und Vicky Schäfer berichten in diesem Zusammenhang über die Umstände der gefährlichen Flucht über das Mittelmeer.

Vorstellung einer neuen Mitarbeiterin – Hela Meier
Team: Sozialteam
Stundenumfang: 25 Stunden/Woche
Motivation für die Arbeit im PSZ: Multidisziplinäre Arbeit, Aneignung neuer Kenntnisse und Arbeitsweisen, freundliches Arbeitsumfeld
Erster Eindruck: Interessante Tätigkeiten, Wertschätzung der Mitarbeitenden, hohes Engagement für die Klienten des PSZ

Flucht über das Mittelmeer – immer mehr Menschen entscheiden sich für die lebensgefährliche Überfahrt
Die Klient*innen, die zu uns ins PSZ kommen haben häufig monate- bis jahrelange Fluchtwege hinter sich. Die Entscheidung, ihr Heimatland zu verlassen, haben sie aus existentiellen Nöten, wie Krieg, politische Verfolgung und Folter oder der Erfahrung von sexueller Gewalt, heraus getroffen. Aufgrund der politischen Umstände oder auch der Notwendigkeit, die Fluchtpläne vorerst geheim zu halten, ist es nur in den seltensten Fällen Menschen möglich, ein offizielles Visum für Deutschland zu beantragen oder gar zu erhalten. Bis heute hat die deutsche und europäische Politik es nicht geschafft, für diese Menschen Alternativen zu schaffen. Daher werden Menschen, die bereits schwierigste bis traumatisierende Situationen in ihrem Leben hinter sich gebracht haben, dazu gezwungen sich einem weiteren potentiell traumatisierenden Lebensabschnitt zu stellen: einer Flucht im Geheimen immer in der Sorge, von Grenzbeamt*innen abgefangen und gewaltsam zurückgeschickt zu werden. Wie langwierig eine Flucht über den Landweg sein kann zeigt das Beispiel des 17-jährigen S.U. Er floh aus Afghanistan nach Deutschland und durchquerte dabei auf europäischem Boden die Länder Türkei, Griechenland, Albanien, Montenegro, Bosnien, Slowenien, Kroatien, Italien und die Schweiz. Dabei ist nicht die bloße Anzahl der zu durchquerenden Länder das Problem, sondern die Gefahren auf dem Weg. Zum einen droht Gewaltanwendung durch Grenzschutz und Polizei, falls man auf dem Weg ohne Visum entdeckt wird. Zuletzt betreuten wir eine Klientin, die in Kroatien durch Polizeibeamte massiv zusammengeschlagen wurde und durch dieses Erlebnis eine Traumafolgestörung entwickelte. Zum anderen kommt es immer wieder vor, dass Menschen sich verirren oder keine Unterstützung erhalten und auf ihrem Weg durch Hunger und Kälte umkommen.

Statt dem langen und beschwerlichen Weg über Land entscheiden sich daher viele für die Flucht über das Mittelmeer. Offizielle und sichere Boote können nicht genutzt werden, da auch hierfür eine Einreisegenehmigung in Form eines Visums erforderlich wäre. Deshalb bleibt den Flüchtenden keine andere Wahl, als sich den Diensten von Schleppern zu bedienen. Sie zahlen dabei bis zu mehrere Tausend Euro pro Person, um den Platz in einem stark überfüllten und meist nicht seetauglichen Boot zu erhalten. Viele dieser Boote kentern. Vielleicht erinnern Sie sich noch an das Bootsunglück Ende Februar diesen Jahres, bei dem vor der Küste des italienischen Dorfs Cutro 62 Menschen ums Leben kamen? Leider sind solche Ereignisse keine Seltenheit, auch wenn sie häufig keine mediale Aufmerksamkeit erhalten. Schätzungen zufolge sind in diesem Jahr bereits 983 Menschen auf der Flucht über das Mittelmeer ertrunken (UNHCR, 2023). Es ist von einer weit höheren Dunkelziffer auszugehen. Ein Klient meiner ärztlichen Kollegin verlor auf diese Weise seine Ehefrau und weitere Familienangehörige. Nur er und seine zwei Kinder überlebten.
Dass Menschen nicht nur kentern, sondern häufig auch ertrinken liegt darin begründet, dass Rettungsaktionen von den europäischen Regierungen bewusst nicht gewollt sind. Seit 2019 gibt es keine staatliche Seenotrettung auf dem Mittelmeer mehr! Während wir diesen Text verfassen, meldet die NGO Alarmphone via Twitter ein Boot mit 500 Menschen an Board in Seenot in der Nähe der maltesischen Gewässer. Es ist öffentlich bekannt, dass Menschen jetzt gerade dringend Hilfe brauchen. Doch von staatlicher Seite werden die Menschen bewusst allein gelassen. Die einzige Rettung von geflüchteten Ertrinkenden auf dem Mittelmeer passiert derzeit durch private Organisationen wie SOS Méditerranée, Ärzte ohne Grenzen, Mission Lifeline und Sea-Watch. Die privat organisierte Rettung wird dabei von staatlicher Seite nicht nur nicht unterstützt, sondern aktiv behindert. Zum einen wird Rettungsschiffen das Einlaufen in Häfen verweigert, teilweise trotz medizinischer Notfälle unter den Menschen an Bord. Zum anderen sieht sich eine Vielzahl der Helfenden auf den Schiffen mit Gerichtsverfahren konfrontiert. Mitarbeitende diverser NGOs stehen wegen Vorwürfen wie „Menschenschmuggel“ vor Gerichten, ihnen drohen jahrzehntelange Haftstrafen.

Trotz der offensichtlichen Lebensgefahr nimmt die Zahl der über das Mittelmeer flüchtenden Menschen zu. So erreichten bis Mitte April 2023 ca. 31.000 Menschen Italien über das Mittelmeer, während es in den Jahren davor im gleichen Zeitraum ca. 8.000 Menschen waren (tagesschau.de, 2023). Dass so viele Menschen, trotz der realistischen Gefahr zu sterben, diesen Weg wählen, zeigt unter welchem Druck sie stehen. Druck, der zum einen durch die Situationen in ihren Herkunftsländern entsteht und zum anderen durch die Unmöglichkeit auf legalem und sicherem Weg einen Asylantrag in einem europäischen Land zu stellen. Dabei ist das Recht auf Asyl in Artikel 18 der Charta der Grundrechte der europäischen Union verankert. Doch statt Wege zu suchen, wie die Ergreifung dieses Rechts ermöglicht werden kann, schottet sich die EU nur noch weiter ab.
Um vom Recht auf Asyl Gebrauch zu machen, sollte sich niemand in Lebensgefahr begeben müssen!

Veranstaltungen im Juni
Für alle Veranstaltungen sind verbindliche Anmeldungen unter
fortbildung [at] psz-duesseldorf [dot] de erforderlich. Die Teilnahme ist kostenfrei.

 
Die Veranstaltungen finden via Zoom oder live im PSZ Düsseldorf statt.

Am Dienstag, den 13.06.2023 von 10:00 – 13:00 Uhr mit Anna Lena Hötzel
„Kinder-und Jugendlichenpsychotherapie mit Geflüchteten“
Intervisionsgruppe für Ärzt*innen und Psychotherapeut*innen.
Fälle können anonymisiert eingebracht werden.
Eine verbindliche Anmeldung ist erforderlich an hoetzel [at] psz-duesseldorf [dot] de.
Eine Akkreditierung für approbierte Teilnehmende wird beantragt (PTK NRW/ÄKNO).
Die Fortbildung findet per Zoom statt.

Am Mittwoch, den 21.06.2023 von 14:00 – 16:30 Uhr mit Sabine Rauch
„Nutzen von Kompetenz und Skills (Mehrsprachigkeit, Genogramm, Sozialraum etc.) als Fachkraft“
Angebot für Fachkräfte in HIER.
Die Fortbildung findet im PSZ Düsseldorf statt.

Den vollständigen Veranstaltungskalender für das erste Halbjahr 2023 finden Sie  hier(PDF). Schauen Sie doch gerne mal vorbei!

Wir freuen uns, Sie und Euch bei der einen oder anderen Veranstaltung zu sehen.

Genießen Sie die Sonne!

Herzliche Grüße aus dem PSZ Düsseldorf